Dänenarks Geschichte Teil 10

Zweiter Weltkrieg
Unter Missachtung seiner Neutralität und ohne Kriegserklärung wurde Dänemark im Rahmen der Operation Weserübung ab dem 9. April 1940 von der Wehrmacht des Deutschen Reiches besetzt. Die überrumpelten dänischen Truppen leisteten nur vereinzelt Widerstand. Das Land blieb bis Ende des Zweiten Weltkriegs unter deutscher Kontrolle. Deutschland respektierte dabei formell die dänische Souveränität und Neutralität. Im Gegensatz zu anderen besetzten Ländern blieben sowohl das Staatsoberhaupt, König Christian X., wie auch die dänische Regierung im Land. Mit einer Zusammenarbeits- und Verhandlungspolitik versuchte die dänische Regierung von Thorvald Stauning die Privilegien eines souveränen Staates zu erhalten. Das nationalsozialistische Deutschland verzichtete darauf, anders als etwa in Belgien und Frankreich, die 1919/20 abgetretenen Reichsgebiete wiederanzugliedern, Nordschleswig blieb dänisch. Ende 1941 trat Dänemark sogar dem faschistischen Antikominternpakt bei.
Mit dem schwindenden deutschen Kriegserfolg nach Stalingrad und El Alamein Ende 1942/Anfang 1943 stieg der dänische Widerstand und nahmen auch Sabotageakte stark zu.
Die Wahlen im März 1943, die Unzufriedenheit über die deutsche Besatzung und auch der Eindruck, dass Deutschland den Krieg nicht gewinnen kann, führten im Sommer 1943 zu zivilen Unruhen und Streiks im Lande. Die deutsche Besatzungsmacht verlangte daraufhin, die Todesstrafe einzuführen und den Ausnahmezustand zu erklären, was aber von der Regierung abgelehnt wurde. Diese rief stattdessen alle Beamten zur „Nichtzusammenarbeit“ auf. Dies führte am 29. August 1943 zur Absetzung der dänischen Regierung und zur Verhängung des Ausnahmezustandes durch die Deutschen. Die Verwaltung wurde jetzt von den Abteilungsleitern der Ministerien übernommen. Die Verhandlungen mit dem deutschen Reichsbevollmächtigten Werner Best führte nun ab dem Zeitpunkt der Leiter der Verwaltung des Außenministeriums Niels Svenningsen. Das dänische Heer wurde durch die Besatzungsmacht aufgelöst, die Flotte versenkte sich selbst.
Im Oktober 1943 kam es zur Rettung der dänischen Juden: Von 7500 Juden konnten 7300 über den Öresund nach Schweden gebracht werden. Der Preis für die Überfahrt betrug durchschnittlich 1000 Kronen pro Kopf. Arme Flüchtlinge wurden kostenlos befördert oder reichere Flüchtlinge zahlten für diese mit.[45] Der deutsche Statthalter Best, und der Schifffahrtssachverständige der deutschen Botschaft, Georg Ferdinand Duckwitz, waren sehr gut über die Rettung informiert; sie hatten dänische Politiker vor der geplanten deutschen Aktion gegen die dänischen Juden gewarnt und ermöglichten so die Rettungsaktion. Bests Rolle ist in diesem Zusammenhang allerdings unklar.
Nach einem falschen Luftalarm in den großen Städten am 19. September 1944 wurden die Polizei und Grenztruppen entwaffnet und aufgelöst; Polizisten wurden inhaftiert und einige in Konzentrationslager geschickt. 1.960 dänische Polizisten wurden als Repressionsmaßnahme in das KZ Neuengamme deportiert, weil die dänische Regierung nicht, wie vom deutschen Statthalter gefordert, die Polizei gegen die dänische Widerstandsbewegung einsetzen wollte. Später kamen sie in das Stammlager IV B in Mühlberg/Elbe.[46]
Die große Mehrheit der Dänen sympathisierte im Zweiten Weltkrieg mit den Alliierten, stützte aber andererseits die eigene Regierung im Bemühen um eine defensive Zusammenarbeit mit den deutschen Besatzern, die von manchen Historikern aber auch als Kollaboration charakterisiert wurde. Die Sympathien für die nationalsozialistische Weltanschauung und die deutschen Kriegsziele der Neuordnung Europas waren in Dänemark ausgesprochen gering, der dänische NSDAP-Ableger DNSAP erreichte bei den von den Nationalsozialisten geduldeten, demokratischen Parlamentswahlen im März 1943 nur einen Stimmanteil von 2,1 %. Insbesondere nach dem Angriff auf die Sowjetunion stellten sich etwa 7.000 Dänen (etwa 1.000 davon Angehörige der deutschen Minderheit) der deutschen Kriegsmacht zur Verfügung. Sie traten als Freiwillige der Waffen-SS bei und kämpften zum Teil bis Kriegsende auf deutscher Seite.
1944 erfolgte die Unabhängigkeitserklärung des seit 1940 von britischen, später US-amerikanischen Truppen besetzten Island, das seit 1918 in Realunion[47][48] mit Dänemark verbunden gewesen war. Die Färöer-Inseln, die auch zu Dänemark gehörten, wurden ebenso 1940 von britischen Truppen besetzt und standen während des Zweiten Weltkriegs unter Selbstverwaltung.
Zum Ende des Krieges wurde auf der deutschen Seite der Grenze, in der Grenzstadt Flensburg, der Sonderbereich Mürwik für die letzte Reichsregierung unter Karl Dönitz eingerichtet. Am 4. Mai 1945 kapitulierten die deutschen Truppen in den Niederlanden, in Nordwestdeutschland und Dänemark nach Einwilligung von Dönitz vor den britischen Truppen, so dass am 5. Mai 1945 Dänemark von der deutschen Besatzung befreit war.[49] Dies galt auch für die Häftlinge des deutschen KZ in Dänemark in Frøslev an der Grenze bei Flensburg (offiziell „Polizeigefangenenlager Fröslee“). Bornholm wurde nach heftigen Bombardierungen der Städte Rønne und Neksø am 7. und 8. Mai 1945 einige Tage später von der Sowjetarmee besetzt; die deutsche Inselgarnison kapitulierte erst am 11. Mai 1945. Die Sowjetarmee räumte die Insel erst wieder am 5. April 1946.
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